Sitemap

Internet-Medienwerkstatt für Kinder und junge Menschen

Das neue Format hilft Kindern zu kritischen Entdeckern im Internet werden — für einen sicheren und bewussten Umgang in der digitalen Welt.

4 min read1 day ago

Wir sehen es jeden Tag: Kinder, die fasziniert auf Bildschirme blicken. Sie wischen, tippen und schauen. Aber welche Mechanismen stecken dahinter? Welchen realen Herausforderungen werden sie im Internet bewusst oder unbewusst ausgesetzt? Genau hier setzt das Format Medienwerkstatt von Mosaic Lernparkour an. Wir gestalten einen sicheren und kreativen Lernort, an dem junge Menschen die digitale Welt nicht nur konsumieren, sondern sie aktiv und kritisch erkunden, hinterfragen und mitgestalten.

Der erste, vier-wöchige Durchlauf erfolgte mit dem Spielhaus Alsenpark und einer Gruppe von 7- bis 12-Jährigen. Das Ziel war ambitioniert: Wir wollten nicht nur den Umgang mit Laptops und Tablets üben, sondern echte Medienkompetenz beim Arbeiten mit dem Internet fördern. Kritisches Denken, das Bewerten von Informationen und vor allem die Stärkung des Selbstbewusstseins durch eigenes Tun. Die Erkenntnisse und Erfahrungen möchte ich in dieser Geschichte teilen.

Die Startaufstellung: Eine bunte Truppe voller Neugier

Stellt euch eine Gruppe von zehn verschiedenen Kindern vor. Jedes mit einem anderen Rucksack an Erfahrungen, einem anderen sozialen Hintergrund und ganz eigenen Dynamiken innerhalb der Gruppe. Einige hatten schon mal Erwachsenen bei einer Google-Suche über die Schulter geschaut, andere haben es bereits selbst nutzen dürfen durch Screen-Time zu Hause oder in der Schule. Die Erfahrung mit Browsern und gezielten Internetrecherchen war bei den meisten gering, mit KI-Tools hatte noch kaum jemand selbst Erlebnisse gemacht.

Was jedoch alle gemeinsam hatten, war eine riesige Neugier. Ein großes Interesse am Thema “Internet”, aber doch ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Verhaltensweisen beim Lernen. Das war unsere Ausgangslage: ein Raum voller Potenzial, unterschiedlicher Wissensstände und unbändiger Energie.

Die Reise: Zwischen Frustration, Fokus und Faszination

Jeder unserer vier Termine folgte einem ähnlichen Rhythmus, der aber jederzeit flexibel an die Bedürfnisse der Kinder angepasst wurde: Ankommen mit einem kleinen Spiel, eine thematische Einführung (noch) ohne Geräte, dann die praktische Arbeit am Laptop und zum Schluss eine gemeinsame Runde zur Reflexion und Einordnung.

Über vier Termine vermittelten wir die Grundlagen von Suchmaschinen und vertieften dann Videosuchen, sprachen darüber, was KI eigentlich ist und wie man ihre Ergebnisse bewerten kann. Im letzten Schritt ging es um die selbstständige Recherche zu einem eigenen Thema — inklusive des Erkennens von Ablenkungen und Gefahren.

Dabei wurde schnell klar:

  • Klare Rahmenbedingungen sind alles. Kinder brauchen ein klares Ziel und verständliche Erwartungen. Ohne diesen Rahmen machen sich schnell Frust und Ablenkung breit.
  • Der Weg führt über Bild und Sprache. Das intuitive Verständnis der Kinder ist stark visuell und sprachlich geprägt. Abstrakte Konzepte wurden erst durch Ausprobieren und visuelle Ergebnisse greifbar.
  • Der individuelle Zustand zählt. Das Energielevel und die emotionale Verfassung eines Kindes hatten einen großen Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit und das Lernverhalten an einem Tag.
  • Ablenkung lauert überall. Das größte Lernhindernis war nicht die Technik selbst, sondern die schier unendlichen Video-Empfehlungen, Links und Beobachtungen, was die anderen Kinder gerade Spannendes fanden.

Wir probierten alles aus: Gruppenarbeit, Einzelbetreuung, gemeinsames Arbeiten im Plenum und Phasen des selbstbestimmten Forschens. Besonders prägend war die Erkenntnis, wie groß der Nutzen von kindgerechten Tools wie Frag Finn oder YouTube Kids ist. Diese Tools schützten die Kinder vor nicht altersgerechten Inhalten, reduzierten Ablenkungen durch eine komplexe Nutzeroberfläche und verringerten die Informationsüberflutung, die wir Erwachsene nur selbst zu gut kennen.

Der schönste Moment war immer, wenn nach anfänglichen Hürden plötzlich der Knoten platzte. Wenn die Kinder fündig wurden und Inhalte entdeckten, die sie wirklich interessierten. Dann waren sie tief konzentriert, fasziniert und in der Lage, im Nachgang detailliert von ihren Entdeckungen und Learnings zu erzählen.

Der Schatz: Mehr als nur Klicks und Suchergebnisse

Was haben die Kinder also am Ende mitgenommen? Mehr als nur technisches Know-how:

  • Sie wurden zu besseren Forschern: Sie verstanden, wie wichtig die richtigen Suchbegriffe sind, was ein Suchverlauf bewirkt und wie Empfehlungsalgorithmen funktionieren.
  • Sie wurden zu kritischen Denkern: Die Fähigkeit, Quellen zu hinterfragen und die möglichen Absichten von Akteuren im Internet zu bewerten, wurde spürbar gestärkt.
  • Sie wurden zu kreativen Gestaltern: Durch Tools wie Mindmapping lernten sie, ihre Ideen zu strukturieren. In einer ersten, angeleiteten Interaktion mit einer KI sahen sie, wie ihre eigenen Zeichnungen digitalisiert und verwandelt wurden — ein Moment voller Überraschungen.
  • Sie wurden selbstbewusster: Die anfängliche Unsicherheit im Umgang mit den Geräten wich einer spürbaren Vorfreude. Sie konnten kleine Erfolge feiern und waren stolz darauf, diese zu teilen.
  • Sie wurden (ein bisschen mehr) zum Team: Auch wenn die Tagesform und Freundschaften eine große Rolle spielten, wuchs die Akzeptanz für kollaboratives Arbeiten und das Finden von Kompromissen.

Und jetzt? Die digitale Entdeckungsreise geht weiter

Diese vier Wochen haben mir wieder gezeigt, wie entscheidend es ist, Kindern nicht nur den Zugang zu digitalen Medien zu ermöglichen, sondern sie auf diesem Weg zu begleiten. Ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um neugierig, aber auch sicher und kritisch zu sein.

Die Medienwerkstatt mit dem Spielhaus Alsenpark war ein wunderbarer Auftakt, um das Format weiterzuentwickeln und junge Menschen auch in Zukunft dabei zu unterstützen, zu selbstbewussten digitalen Bürgern heranzuwachsen. Die digitale Welt verändert sich rasant — durch KI, neue Geräte und gesellschaftliche Herausforderungen. Daher ist es wichtig, dass auch die Angebote mitwachsen um einen Beitrag zu leisten.

--

--

Sascha Bardua
Sascha Bardua

Written by Sascha Bardua

Ich bin Sascha, Creative Technologist mit einer Passion für Bildung & Technologie und Gründer der Bildungsinitiative Mosaic Lernparkour.

No responses yet